Hast du nach einem langen Arbeitstag schon einmal Verspannungen oder Schmerzen in deinem Körper gespürt?
Suchst du nach einer Möglichkeit, deine Mobilität, Flexibilität und Haltung zu verbessern? Dann könnte die Feldenkrais Methode genau das Richtige für dich sein.
In diesem Artikel stelle ich dir nicht nur noch einmal einen kurzen Einblick in die Feldenkrais Therapie, sondern zeige dir einige einfache Feldenkrais Übungen für jeden Tag für zu Hause. Diese kannst du spielerisch in deinen (Arbeits-)Alltag einfließen lassen, um dein körperliches und geistiges Wohlbefinden zu verbessern.
Die Feldenkrais Methode - ein kurzer Einblick
Die Feldenkrais-Methode ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Verbesserung der menschlichen Bewegung und Funktion. Sie wurde von Moshe´ Feldenkrais, einem israelischen Physiker und Kampfsportler, entwickelt. Dieser erkannte, dass die Menschen sich oft in gewohnten Mustern bewegen. Diese können zu Schmerzen, Verletzungen und eingeschränkter Mobilität führen. Die Feldenkrais-Methode zielt darauf ab, durch eine Reihe von sanften, nicht-invasiven Bewegungen und Übungen dein Bewusstsein, deine Koordination und deine Flexibilität zu verbessern. Dadurch werden deine Spannungen und Beschwerden im Körper reduziert und mehr Leichtigkeit erzielt. Die Methode aktiviert die Neuroplastizität deines Nervensystems. Das bedeutet, dass dein Nervensystem durch Bewegunsgewohnheiten einen „Trampelpfad“ gebildet hat und nur noch bestimmte Nervenbahnen nutzt. Durch die neuen Bewegungsmöglichkeiten lernt dein Nervensystem, verändert sich und nutzt automatisch die für dich effizienteste Möglichkeit.
Feldenkrais-Übungen für jeden Tag
Die Feldenkrais-Methode kann auf zwei Arten praktiziert werden: in Gruppenkursen oder in Einzelsitzungen. Während die Arbeit mit mir sehr effektiv ist, gibt es auch einfache Übungen, die du jeden Tag machen kannst, um die Vorteile der Methode selbst zu erfahren.
Die Beckenuhr:
Lege dich auf den Rücken, beuge die Knie und stelle die Füße, hüft-schmal parallel, flach auf den Boden. Optional: sitzend auf deinem Stuhl. Stelle dir dein Becken als Ziffernblatt vor. Dein Schambein ist der Mittelpunkt, die Kopfrichtung ist die “12” und die Fußrichtung ist die “6”.
Kippe/bewege dein Becken langsam:
- von 6 zu 12
- von 3 zu 9
- im Uhrzeigersinn
- gegen den Uhrzeigersinn
Wiederholen jede Übung 5-10 Mal und achte auf eine langsame, sanfte und bewusste Ausführung.
Frage dich während der Bewegung innerlich:
- Wie fühlt es sich an?
- Wie kannst du es noch leichter machen?
Klicke auf das Bild, um dir das Video zur Übung auf YouTube anzuschauen.
Katze-Kuh-Variation:
Gehen auf Hände und Knie. Deine Handgelenke sind direkt unter deinen Schultern und deine Knie direkt unter deinen Hüften. Lass deinen Bauch los und spüre, wie du im Rücken durchhängst. Runde deine Wirbelsäule zur Decke.
Fühle:
- Welche Muskulatur sprichst du an?
- Was macht dein Becken?
- Was macht dein Kopf?
Wiederhole die Bewegung insgesamt 6 Mal und nimm jeweils eine andere Frage in deinen Kopf, um zu fühlen, was passiert.
Finde heraus, wie du diese Bewegung noch leichter machen kannst – dein Rücken wird es dir danken.
Die Augenarbeit:
Ausführbar im Sitzen, Stehen oder Liegen. Du hältst deinen Kopf mittig und bewegst deine Augen von Seite zu Seite. Danach von oben nach unten und abschließend kreisend. Anschließend fokussierst du mit deinen Augen einen Punkt auf Augenhöhe in der Mitte vor dir. Jetzt bewegst du nur deinen Kopf von Seite zu Seite und von oben nach unten. Halte deine Augen auf den Punkt gerichtet. Wiederhole alle Bewegungen drei Mal. Abschließend bewegst du deine Augen nochmal von Seite zu Seite, sowie von oben nach unten und fühlst, wie sich das anfühlt. Die Augenarbeit ist eine gute Übung gegen Müdigkeit und Kopfschmerzen.
Mit Klick auf das Bild gelangst du zum Video auf Youtube.
Vom Sitzen zum Stehen:
Setze dich auf einen Stuhl, stelle deine Füße flach, hüft-schmal parallel auf den Boden und lege deine Hände auf deine Oberschenkel. Stehe langsam auf und achte darauf, wie du zum Stehen kommst. Setzen dich langsam wieder hin. Wiederholen diese Übung zwei Mal.
Beim nächsten Aufstehen verlagere dein Gewicht mehr auf die linke Seite, sodass du mehr Gewicht auf dem linken Bein hast. Komme hoch und wieder tief. Drei Mal wiederholen. Dann wiederhole diese Bewegung drei Mal auf der rechten Seite. Zum Abschluss nimm deinen Oberkörper weit nach vorne, komme gerade nach oben zum Stehen, um dann wieder vorgebeugt dich abzusetzen. Drei Mal wiederholen.
Am Ende darfst du langsam aufstehen und dich setzten.
- Wie fühlt sich das Aufstehen jetzt an?
- Ist es leichter geworden?
- Was kannst du generell tun, um leichter aufzustehen?
Vorteile von Feldenkrais-Übungen
Regelmäßiges Üben kann zu einer Verbesserung deiner Beweglichkeit, Koordination und Körperhaltung führen. Ein weiteres Benefit ist die Muskelentspannung, welche dich von Verspannungen und Schmerzen im Körper befreien kann. Zudem können sich die Übungen positiv auf deine Psyche auswirken, deine Achtsamkeit und dein Körpergefühl fördern. Damit erfühlst du kommende Spannungen und Schmerzen noch bevor sie eintreten. Die Feldenkrais-Übungen wirken also präventiv und akut.
Wann wird die Feldenkrais-Therapie eingesetzt?
Die Feldenkrais-Therapie wird bei einem breiten Spektrum von Beschwerden eingesetzt.
Darunter:
– physische Beschwerden wie z.B.:
- Rückenschmerzen
- Nackenschmerzen
- Schulterschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Hüftschmerzen
- Kopfschmerzen
- Bewegungsstörungen
– psychische Beschwerden, wie z.B.:
Sie kann auch hilfreich sein, um deine sportliche Leistung zu verbessern und das Verletzungsrisiko zu verringern.
Welche Arten der Feldenkrais-Therapie gibt es?
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Feldenkrais Gruppenstunde:
Man sagt: „Gemeinsam lernt es sich leichter.” In der Gruppe hast du Motivation, einen festen Termin, nette Menschen und eine tolle Energie. Während der Stunde übst du alleine auf deiner Matte und kannst dich nach der Stunde austauschen. Eine tolle Kombination, zumal die Feldenkrais Methode in jedem Menschen anders wirkt.
Du startest mit einem Körperscan, um deinen Ist-Zustand wahrzunehmen. Danach leite ich dich verbal durch die verschiedenen Übungen. Für jede Stunde gibt es ein Thema. Das kann körperlich (z.B.: Rückenschmerzen, Schulterschmerzen, etc.) oder psychisch (z.B.: Stress, Depression, etc.) sein. Da die Methode dein Nervensystem reorganisiert, können alle Bereiche deines Seins angesprochen werden. Das Schöne dabei ist, dass du dich immer langsam, sanft, ruhig und schmerzfrei bewegst. Ich stelle dir Fragen, die du innerlich mit deiner Bewegung analysierst. Das verändert dein Bewusstsein, deine Körperwahrnehmung und deine Bewegungsgewohnheiten. Nach der Stunde fühlst du dich entspannt, neu-organisiert und wohl.
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Feldenkrais Einzelarbeit:
Spitzensportler*innen arbeiten viel im 1:1 Setting, da das Training perfekt auf die Bedürfnisse abgestimmt werden kann. Genauso ist es mit der Feldenkrais Einzelarbeit.
Dein Krankheitsbild, Problem oder Schmerz mag es öfter geben (wie z.B.: Bandscheibenvorfall, Burn-Out, Migräne, Rückenschmerzen, etc.), aber dennoch äußert es sich in deinem Körper individuell. Du bist zwar ein Mensch, wie wir alle, dennoch hast du deinen ganz eigenen Körperbau, eigenes Nervensystem und Gewohnheiten und Vorstellungen. Das bedeutet, du brauchst einen individuellen, ganzheitlichen Ansatz, um deine Wünsche zu erfüllen.
In der Einzelstunde bewege ich deinen Körper mit meinen Händen. Durch den Kontakt verbinden sich unsere Nervensysteme. Als nächstes gebe ich sanfte Impulse und erhalte von deinem Nervensystem Feedback. Dieses lässt mich spüren, was es braucht, um dir zu helfen. Ich trete in einen inneren Dialog mit deinem Nervensystem und helfe ihm zu reorganisieren. Das Ergebnis kann Leistungssteigerung, Gewohnheitsänderung und Schmerzfreiheit sein.
Ich empfehle dir eine Probestunde zu nehmen und die Wirkung selbst zu fühlen.
Quellen:
- Buckard, C. (2017). Moshe´ Feldenkrais: Der Mensch hinter der Methode. Piper Taschenbuch
- (2020). Moshe´ Feldenkrais: Bewusstheit durch Bewegung. Suhrkamp Verlag
- Rywerant, Y. (2003). The Feldenkrais Method: Teaching by handling. Basic health pubn inc.
- Feldenkrais, M. & Doidge, N. (2019). The Elusive Obvious: The convergence of movement, neuroplasticity, and health. North atlantic books
- Feldenkrais, M. & Kimmey, M. (1992). The potent self: A guide to spontaneity. Harper San Francisco